Die Historischen Messtischblätter als landschaftsgeschichtliche Quelle

Zu den Grundlagenrecherchen des Terrassenprojektes gehörte die kartographische Erfassung der historischen Terrassen und Terrassenlandschaften flächendeckend für das gesamte Land Thüringen. Zunächst stellte sich die Frage, auf welcher historischen Quellengrundlage diese Erfassung erfolgen sollte. Historische Karten sind dafür sicher die beste Wahl, aber es gibt sehr viele davon aus unterschiedlichsten Zeiten. Nur sehr wenige erfüllen die kartographischen und inhaltlichen Mindestanforderungen: Die für das Projekt verwendeten Karten sollten die landschaftliche Realität geodätisch annähernd lagegenau, flächendeckend und inhaltlich richtig wiedergeben. Grundbedingung war also eine ausreichende Zuverlässigkeit und Detailauflösung des Kartenwerks. Dazu mussten die Terrassenelemente durch ein eindeutiges Symbol im Zeichenfundus (Legende) ausgewiesen sein. Zudem sollte das Kartenwerk das gesamte Land Thüringen abdecken, um eine gleichmäßige und nach einheitlichen Kriterien erfolgte kartographische Erfassung der Terrassen zu gewährleisten.

 

Die einzigen historischen Kartenwerke, die die oben genannten Voraussetzungen annähernd erfüllen, sind die amtlichen Messtischblätter, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst vom Königreich Preußen und ab 1871 vom Deutschen Reich herausgegeben wurden und als Vorläufer der modernen topographischen Karten gelten dürfen. Insgesamt 162 Kartenblätter überdecken davon die gesamte Landesfläche Thüringens. Während das älteste Kartenwerk dieser Reihe, die „Preußischen Urmesstischblätter”, nur bedingt verlässlich ist und wie alle anderen historischen Vorgänger Terrassenstrukturen nicht regelmäßig erfasst hat, zeigen die ab 1904 in verbesserten Aufnahmeverfahren völlig neu aufgenommenen „Messtischblätter des Deutschen Reiches“ eine bemerkenswerte Detailauflösung und auch eine bis dahin nicht erreichte geodätische Genauigkeit. * Diese Karten unterlagen mehrfach der Aktualisierung, wobei sie grundsätzlich zwei Generationen zuzuordnen sind. Beide unterscheiden sich nicht wesentlich, doch ist die zweite Generation ab den 1920er Jahren teilweise auch als farbige Ausgabe gedruckt (braun, blau, schwarz) und auf dem unteren bzw. rechten Rand mit einer verkürzten Legende versehen worden. Hinsichtlich ihrer topographischen Genauigkeit erreichen beide Kartengenerationen fast die Exaktheit der heutigen topographischen Karten. Das heißt, sie sind nahezu verzerrungsfrei und deshalb ohne technische Einschränkungen für Kulturlandschaftsvergleiche nutzbar und überwiegend sogar reicher an Details.

 

In keinem anderen historischen Kartenwerk im Maßstab von 1 : 25 000 ist die Vielfalt der Geländestrukturen so akribisch verzeichnet wie in den Historischen Messtischblättern (HMTB25). Hinzu kommt, dass Projektion und Blattschnitt mit denen der heutigen Topographischen Karte (DTK25) übereinstimmen, was Kartenvergleiche sehr erleichtert. Im Projekt fiel die Wahl auf die Historischen Messtischblätter der 1. Generation (HMTB1), weil sie vor den Meliorationen und anderen landeskulturellen Eingriffen der Moderne entstanden sind und deshalb den Landschaftszustand des ausgehenden 19. Jahrhunderts ziemlich genau widerspiegeln. Die Karten wurden als wichtigste historische Kartenquellen sowohl für die Übersichtsanalysen als auch für die Detailstudien genutzt.

Wie zuverlässig sind die Historischen Messtischblätter für die Objektfindung?

Vor ihrer Verwendung war zunächst zu klären, inwieweit die HMTB alle in der Realität vorhandenen Terrassen wirklich vollständig und lagegetreu wiedergeben oder ob möglicherweise Strukturen, die gewisse Mindestgrößen der Grundfläche und/oder der Stufenhöhe unterschreiten, im Zuge von Generalisierungen weggelassen oder zusammengefasst worden sind. Je nach Generalisierungsgrad geht die Grundrisstreue verloren. Es bleibt dann nur noch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Örtlichkeit erhalten, das Gelände wird also nur grundrissähnlich dargestellt. *
HMTB
DGM

Abb. 1

Historisches Messtischblatt und Digitales Geländemodell im Vergleich

Ein Vergleich von HMTB mit dem aktuellen Digitalen Geländemodell zeigt nun eindeutig, dass bei der Zeichnung der Terrassenlinien keine grundrisstreue, sondern eine grundrissähnliche Darstellung gewählt wurde und dass sogar ganze Terrassenareale im Kartenbild unberücksichtigt geblieben sind. Für die im Projekt erarbeitete Überblickserfassung, also für eine Karte im thüringenweiten Maßstab (um 1 : 600 000), sind diese Abweichungen nicht relevant, da sie das Ziel, regionale Terrassenkonzentrationen zu erkennen und abzugrenzen, nicht nennenswert beeinträchtigen; in mittleren und großen Maßstäben (1 : 25 000 und größer) und besonders in einer zoombaren Karte fallen die Ungenauigkeiten aber umso mehr ins Gewicht. Sie sind freilich zu akzeptieren, da es für historische Zeitstände keinen adäquaten Ersatz gibt.

 

Angesichts der geschilderten Unzulänglichkeiten wurde die im Rahmen des Projektes anfangs versuchsweise durchgeführte Digitalisierung individueller Böschungslinien abgebrochen. Alternativ wurden daraufhin die Einzellinien zu größeren zusammenhängenden Terrassenarealen zusammengefasst, wobei die äußeren Umrisse dieser Polygone möglichst eng gezogen werden sollten. Allerdings zeigte sich dabei, dass das Aggregieren zu größeren oder kleineren Polygonen ein stark vom subjektiven Ermessen abhängiger Vorgang ist. Weite Abstände zwischen den Böschungslinien und große nicht terrassierte Zwischenflächen sollten in den Polygonen möglichst vermieden werden. Diese Vorgabe wurde aber nicht immer auch optimal umgesetzt. Die aus den Digitalisierungen abgeleiteten Flächenstatistiken zu Bestand, Verlusten und Nutzungswandel der historischen Terrassen spiegeln deshalb nur ein annäherndes Bild der realen Situation.

Anmerkungen zur Darstellung von Terrassen auf den Messtischblättern

Auch in den Historischen Messtischblättern sind Ackerterrassen nicht explizit ausgewiesen. Die Legende bzw. die Zeichenvorschriften der HMTB bilden lediglich die Stufenraine unter einer neutralen Böschungssignatur ab. So setzt jede Entscheidung, Böschungen als Terrassen zu definieren, eine gewisse Kenntnis und Erfahrung der Landschaftsgenese voraus. Es gibt zahlreiche Böschungen, deren Ursprünge nicht in historischen Terrassen zu suchen sind, sondern andere natürliche und anthropogene Ursachen haben (Abb. 2).

 

Beispielsweise schneiden sich Hohlwege und Erosionsrinnen oft mit scharfen Geländekanten in den Untergrund ein, die die Anmutung von historischen Terrassen haben können. Mäandrierende Gewässer unterschneiden durch Seitenerosion die Ränder ihrer Talaue und formen dabei terrassenähnliche Stufen. Und bergbauliche Eingriffe schufen im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl von Gruben und Halden in unterschiedlichen Größen und Formen, deren Böschungen entfernt an Terrassenstufen erinnern. Die jeweiligen Fälle zu erkennen und die Zusammenhänge richtig zu deuten ist angesichts der Komplexität der Ursachen häufig nicht einfach. Mitunter können Auenränder oder Erosionsrinnen sogar in Terrassenlandschaften eingebunden sein, ohne dass das Ausmaß der anthropogenen Gestaltung dabei erkennbar wäre. In solchen Fällen lag es dann im Ermessen der digitalisierenden Person, eine solche Böschung in den Terrassenverband aufzunehmen oder sie aus dem Polygon auszuschließen. Relativ einfach erkennen lassen sich „falsche“ Böschungen, wenn sie die für Terrassen üblichen Stufenhöhen überschreiten und/oder untypische Formen haben, wie zum Beispiel die in Bergbaulandschaften verbreiteten Böschungen von Abraumhalden oder die schleifen- oder wellenartigen Böschungslinien der Auenränder, die in Form, Höhe und Ausprägung alle stark variieren können und mit originären Ackerterrassen kaum zu verwechseln sind. In jedem Fall sind hier aber immer eine kritische Abwägung der Befunde und ein Blick durch die landschaftsgenetische „Brille“ erforderlich, um bei der Digitalisierung möglichst fehlerarme Ergebnisse zu erzielen.

Beispiele für keine Terrassen:

Hohlwege und Erosionsrinnen

Böschungen von Ton-/Sandgruben/ Steinbrüchen etc.

Straßenböschung

Abb. 2

Verschiedene Böschungen, die vom Ursprung her keine Terrassenböschungen (Stufenraine) sind

Anmerkungen zu den historischen Nutzungsarten auf den Messtischblättern

Um den Wandel der Flächennutzungen in den Terrassenlandschaften kartographisch zu veranschaulichen und statistisch zu erfassen, wurden bei der Digitalisierung der Terrassenpolygone auch die verschiedenen Flächennutzungen auf den Messtischblättern mitbestimmt. Unterschieden wurde nach den Vorgaben der Kartenlegende: Ackerland  – Wiese (Grünland)  – Hutung (Extensivweide) – Garten – Wein – Wald und Gebüschsukzession/Streuobst (Abb. 3 u. 4).

Abb. 3

Polygone mit den Nutzungsarten Ackerland, Wald und Gebüschsukzession/Streuobst auf den Historischen Messtischblättern

Abb. 4

Polygone mit den Nutzungsarten Gartenland, Grünland, Wein und Extensivweiden (Hutung) auf den Historischen Messtischblättern

Die praktische Umsetzung der Nutzungskartierung erwies sich allerdings schwieriger als erwartet. Durchaus häufig finden sich nämlich innerhalb homogener Nutzungseinheiten eine oder mehrere Terrassenflächen anderer Nutzung, so dass es im Ermessen der digitalisierenden Person lag, welcher Nutzung das jeweilige Polygon dann letztlich zugeordnet wurde. Dabei hatte sich die Zuordnung nach der in einem Polygon dominierenden Nutzung zu richten; bei sehr inhomogenen Nutzungsverhältnissen sollten die Polygonumrisse so klein gefasst werden, dass sie möglichst wenig Fremdnutzungen enthielten.

 

Ein weiteres Problem, auf das hier zum besseren Verständnis der Projekteergebnisse hingewiesen werden muss, liegt in der Vergleichbarkeit der Signaturen. Die in der Legende der Messtischblätter ausgewiesene und im Kontext mit Terrassen sehr häufig auftretende Kategorie „Gebüsch“ umfasst bedauerlicherweise mehrere sehr unterschiedliche Nutzungsarten. Vor allem die für die Landschaftsanalyse relevanten Biotoptypen bzw. Flächennutzungen „Feldgehölze“, „Gebüsch“ und „Streuobstbestand“ konnten deshalb bei der Nutzungskartierung nicht näher unterschieden werden. So war auch keine statistische Aussage über die Entwicklung der Streuobstbestände als Nachfolgekultur der Ackerterrassen möglich.

Kartenmedien im Vergleich

Abb. 5

Karten, Luftbilder und Digitales Geländemodell am Beispiel der Terrassenlandschaft Erlau (Stadt Schleusingen)

Ein wesentliches Ziel der vorliegenden Studie lag darin, den Bestand und die Entwicklung der historischen Terrassen zu erfassen. Außerdem ging es darum, den Wandel der Flächennutzungen auf den Terrassen festzustellen. Zur Beantwortung dieser Fragen hätten in vordigitaler Zeit analoge Karten aus verschiedenen Quellen mühsam zusammengetragen werden müssen; heute sind zahlreiche Karten- und Bildmedien zum Herunterladen auf öffentlichen Webseiten verfügbar. Für die aktuellen Kartenwerke stehen dazu die WMS-Services des Landes Thüringen zur Verfügung (z. B. Thüringen Viewer, Geoportal Thüringen); die historischen Kartenwerke finden sich im Kulturlandschaftsportal Thüringen, also auf dieser Website.

 

Um die Karten qualitativ und inhaltlich besser einschätzen zu können, werden nachfolgend die wichtigsten Kartenwerke kurz vorgestellt.

In der DDR verwendete man die Historischen Messtischblätter 1 : 25 000 bis in die Mitte der fünfziger Jahre. 1952 entschied sich die Regierung dann für eine völlige Neuvermessung und -bearbeitung mit einem neuen Blattschnitt und einem anderen geodätischen Bezugssystem (Krassowski statt Bessel). Der Zeichenschlüssel (Legende) entsprach fortan dem der anderen damaligen sozialistischen Staaten. Das Kartenwerk wurde alle fünf Jahre aktualisiert. Es unterlag der Geheimhaltung, wurde mit VVS (Vertrauliche Verschlusssache) eingestuft und als AS (Ausgabe Staat) bezeichnet. Für die Volkswirtschaft und die vielen anderen dienstlichen Nutzer gab es eine „entschärfte” Ausgabe der AS-Karte mit „Vereinfachungen” besonders militärischer Anlagen und größeren „Entlastungen” des Karteninhalts, die als Ausgabe für die Volkswirtschaft (AV) bezeichnet wurde. Die breite Bevölkerung musste sich mit „verzerrten” und „entlasteten” Wanderkarten, Verkehrskarten u. a. zufriedengeben.

 

Die im vorliegenden Projekt verwendeten Kartenblätter gehören zur Ausgabe Staat (AS), geben also die Geländesituation relativ authentisch weiter. Ein Vergleich der Terrassenlinien in der DDR-Karte mit den Böschungsstrukturen im aktuellen Digitalen Geländemodell zeigt allerdings auch, dass hier keine grundrisstreue, sondern wie bei den historischen Messtischblättern nur eine grundrissähnliche Darstellung gewählt wurde. Dennoch sind die Karten für die Kulturlandschaftsanalyse sehr hilfreich, da sie den Landschaftszustand der 1980er Jahre, also die Zeit nach den großen Flurumgestaltungen kurz vor dem Ende der DDR dokumentieren. 

In der modernen Digitalen Topographische Karte (DTK 25) sind im Vergleich zu ihren historischen Vorläufern deutlich weniger Objekte und Strukturen dargestellt, was einer stärkeren Generalisierung geschuldet ist. Infolgedessen wirken die modernen Karten „aufgeräumter“, da sie nicht so überladen sind, allerdings sind viele historisch interessante Informationen (wie z. B. Terrassen) darin nicht mehr enthalten. Die DTK25 wird aus dem Datenbestand des Digitalen Basis-Landschaftsmodells (Basis-DLM), dem Gebäudebestand des automatisierten Liegenschaftskatasters (ALKIS) sowie den Höhenlinien des Digitalen Geländemodells abgeleitet. Das eben erwähnte Basis-DLM weist weitaus mehr Objekte und Attribute auf als die daraus abgeleitete DTK; die zahlreichen darin enthaltenen Nutzungen und Objekte lassen sich auch individuell als einzelne Shape-Dateien zur Einbindung in Geographischen Informationssystemen (GIS) herunterladen. Allerdings sind auch hier Terrassenböschungen nicht als solche aufgeführt.

Die oben vorgestellten Topographischen Karten sind auf ihren Maßstab (1/25 000stel) verkleinerte und dabei vereinfachte zweidimensionale Annäherungen an die Wirklichkeit. Sie zeigen das Relief nur über ausgewählte Höhenlinien und Geländesignaturen (z.vB. Böschungslinien). Das Digitale Geländemodell erschließt die Höhendimension dagegen in einer viel größeren Auflösung und plastischen Anschaulichkeit. Keine andere kartographische Darstellung zeigt deshalb die Terrassenlandschaft so eindrücklich wie das auf Laservermessung („Airborne Laserscanning“ oder LIDAR = „Light detection and ranging“) beruhende Digitale Geländemodell (DGM). Das hier verwendete Digitale Geländemodell 2 (DGM2) beschreibt die Geländeformen durch ein Gitter in Lage und Höhe georeferenzierter Messpunkte. Die Gitterweite beträgt 2 m. In der entsprechenden Höhen- und Lagegenauigkeit werden darin auch die Terrassen dargestellt, so dass die Stufenraine im Bildausschnitt nicht nur deutlich hervorstechen, sondern nachträglich auch näherungsweise ausmessbar sind. Die räumliche Wirkung wird für den Betrachter verstärkt durch eine Schattenprojektion (fiktive Lichtquelle von oben links).

 

Ein entscheidender Vorteil des DGM gegenüber den herkömmlichen Kartendarstellungen und den Luftbildern liegt aber nicht nur in den dreidimensionalen Informationen, sondern auch in der rechnerischen Ausblendung aller Bodenbedeckungen, die den ungehinderten Blick auf die Erdoberfläche stören. Im Gegensatz zu Luftbildern sind die Terrassenfluren im DGM nicht durch Wald, Bäume, Bauwerke u. ä. verdeckt. Damit ermöglicht die Einführung des DGM und dessen Einbindung in den kostenlosen Bestand der Offenen Geodaten erstmals einen flächendeckenden und objektgenauen Überblick aller heute noch existierenden Terrassen, vorausgesetzt, dass die Objekte die Auflösungsgenauigkeit des jeweiligen DGMs nicht unterschreiten.

Das Orthofoto ist eine digitale Luftbildaufnahme, die von einer Flugzeugkamera bei regelmäßigen zyklischen Befliegungen aufgenommen und dann rechnerisch bearbeitet wurde. Das Orthofoto unterscheidet sich vom Luftbild durch die photogrammetrische Beseitigung von perspektivischen Verzerrungen, die durch die Zentralprojektion der Kamera und durch die Geländeformen entstehen. Jeder Aufnahmepunkt und jedes Objekt der Erdoberfläche werden dabei maßstabsgerecht und mit einer Bodenauflösung von 20 cm in senkrechter Perspektive darstellt.

 

Man unterscheidet Echtfarben-Orthofotos, die sich aus den drei Spektralkanälen Rot/Grün/Blau zusammensetzen und Infrarot-Orthofotos mit den drei Spektralkanälen nahes Infrarot/Rot/Grün. Infrarot-Orthofotos haben gegenüber den Echtfarben Color-Orthofotos den Vorteil, dass sie die Landschaft oft kontrastreicher wiedergeben, da sie vegetationsbestandene Flächen wie z.B. Wälder, Feldgehölze und Einzelbäume stärker hervortreten lassen. Ursache dafür ist die besonders starke Reflexion des Sonnenlichtes durch Chlorophyll im nahen Infrarotbereich. Aufgrund ihrer hohen Aktualität sind Orthofotos für aktuelle Landschaftsanalysen ideal; für die Ermittlung von Terrassen eignen sie sich dagegen nur bedingt, da Objekte im Wald oder unter blickdichten Gehölzsukzessionen nicht wahrgenommen werden.

In den Detailbeispielen und im Fallbeispiel Gießübel kann auch die Karte des Amtlichen Liegenschaftskataster-Informationssystems (ALKIS) zugeschaltet werden. Hierin wurden die Daten der früheren analogen Liegenschaftskarte und des Liegenschaftsbuches zusammengefasst. Die digitale Karte zeigt die geometrische Lage aller Flurstücke (Grundstücke) mit ihren Grenzen, bei Bedarf auch Flurstücks-Bezeichnungen, Gebäude und Nutzungsarten. Zusammen mit ihren analogen Vorläufern, den historischen Flur- und Liegenschaftskarten, gibt die aktuelle Liegenschaftskarte einen Einblick in die Größe, Verteilung, und Anordnung der einzelnen Katasterparzellen. Mit ihr lässt sich die enorme Flurzersplitterung nachweisen, die eine Folge der in Thüringen einst weit verbreiteten Realerbteilung ist. Denn wo sich im Landschaftsbild heute große zusammenhängende Betriebseinheiten präsentieren (Betriebsparzellen), sind die Besitzverhältnisse immer noch zersplittert, weil viele Gebiete von den Separationen des 19. Jahrhunderts und späteren Flurbereinigungen unbeeinflusst geblieben sind. Im Liegenschaftsbuch sind deshalb immer noch kleine und kleinste individuelle Besitzparzellen eingetragen. Die daraus ableitbaren Informationen sind für die Aufarbeitung der Siedlungsgeschichte unverzichtbar. Im vorliegenden Projekt ließ sich beispielsweise nachweisen, dass die historischen Terrassen oft deckungsgleich mit einzelnen Flurstücken sind, dass ihre Eigentümer oft nur 2 bis 3 dieser kleinen Parzellen bewirtschaftet haben.

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